Erfahrungsbericht BA Verkehrswirtschaft

Technische Universität Dresden, Tatjana (24)

Sicherlich bin ich eine der untypischen Studentinnen. Dies mag an meinem familiären Hintergrund und an meiner spontanen Idee zu studieren liegen.

Beginnen wir mal mit meinem Abitur. Als nicht sehr strebsame Schülerin erlangte ich 2006 die Allgemeine Hochschulreife an einem Wirtschaftsgymnasium. Der Schritt, auf das Gymnasium zu gehen, war in keiner Weise geplant, niemand in meiner Familie ist in Besitz der Allgemeinen Hochschulreife und somit wurde das nie von mir verlangt. Durch die Eindrücke meine Vaters war mir klar, dass die Zeiten des „kleinen Handwerkerbetriebes“ vorbei sind und ich mich anderweitig orientieren sollte. Mein Interesse an der Wirtschaft wurde durch die Selbstständigkeit in meiner Familie geweckt und ich entschied mich nach der Realschule für das Wirtschaftsgymnasium. Meine Familie unterstützte mich tatkräftig. Als ich aber in den letzten Zügen meines Abiturs lag und mich um jede nur erdenkliche kaufmännische Ausbildung bewarb, stellte ich mit Erschrecken fest, dass es mir ging wie tausend anderen Jugendlichen. Es hagelte Absagen. Als ich mich schon damit „abfand“, nun doch ein Studium beginnen zu müssen, klingelte mein Telefon. Kühne & Nagel, ein international tätiges Logistik- und Gütertransportunternehmen war am anderen Ende der Leitung. Sie luden mich gleich am nächsten Tag auf ein Assessment Center ein. Ich hatte damals total vergessen, dass ich mich da beworben habe und bei der Bewerbungsflut wusste ich nicht mehr, wer die Firma ist, als was ich mich beworben hatte etc. Durch meine Unwissenheit sagte ich kühl, ich müsse mir das noch überlegen. Als ich im Internet nach Kühne & Nagel suchte, um mich über die Firma und den Job zu informieren, entschied ich mich doch, zu dem Gespräch zu gehen und sagte zu. Ich schaffte alle Hürden und K&N stellte mich als Auszubildende zur Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistungen ein. Ich hatte zuvor kein großes Interesse an der Logistik gefunden. Es war der reine Zufall, der mich nun dem Thema näher bringen sollte. Doch ich stellte fest, dass es genau das war, nach dem ich auf dem Ausbildungsmarkt gesucht hatte. Ich habe meine Ausbildung mit voller Leidenschaft absolviert. Ich wollte in diesem Geschäft bleiben. Ich wollte höher.

Zu Beginn meiner Ausbildung war ich noch davon überzeugt, dass ich mich nur fleißig genug anstellen müsste, um die Karriereleiter auch ohne Studium hochzuklettern. Doch trotz Bestnoten, Teilnahmen an Ausbildungsprojekten und Engagement neben der Ausbildung, zeigte mein Verhalten bei meiner Personalabteilung wenig Wirkung. Ich sollte, wie alle meine Kollegen, dank der Wirtschaftskrise keine Möglichkeit einer Übernahme bekommen. Ich war natürlich sehr enttäuscht und fing an, über Alternativen und Fortbildungen nachzudenken. Nach ewiger Recherche fand ich an der TU Dresden, was ich suchte, ein Bachelorstudium der Verkehrswirtschaft (Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt im Verkehr, Logistik und Transport).

Da ich, wie schon erwähnt, kein sehr gutes Abitur erwarb, war ich glücklich, als die Mitarbeiterin der Studienberatung der TU Dresden mir mitteilte, dass der Studiengang noch sehr unbekannt ist und die TU in der Regel jeden nimmt, der sich bewirbt. Es gab daher weder einen NC noch andere Hürden. Ich bewarb mich direkt an der Universität. Der Platz war mir sicher, nun musste ich nur noch meine Ausbildung zu Ende bringen. Da diese aber bereits im Dezember beendet war und der Studienbeginn erst zum nächsten Wintersemester möglich war, entschied ich mich für einen Auslandsaufenthalt, um die Zeit zu überbrücken. Dies wollte ich schon seit der 11. Klasse machen, scheiterte aber an finanziellen und zeitlichen Mitteln. Nun war die Zeit gekommen. Da ich keine Unterstützung der Personalabteilung in meiner Niederlassung bekam, nahm ich mir das Telefon und E-Mail-Register von Kühne & Nagel in die Hand und markierte mir die Länder, die mich für einen Auslandsaufenthalt ansprachen. Ganz simpel schickte ich eine E-Mail mit meiner Bewerbung an den jeweiligen Chef der Niederlassung, mit der Frage, ob sie nicht eine Praktikantin benötigten. So ergatterte ich ein sehr interessantes und bezahltes Praktikum in der Luftfracht bei Kühne & Nagel Hongkong. Pünktlich zum Studienbeginn zog ich von Hongkong nach Dresden.

Ich bin sehr froh, mich doch für das Studium entschieden zu haben, auch wenn ich es als ganz und gar nicht einfach empfinde. Ich merke sehr, dass mir persönlich die Praxis fehlt. Durch gute Reputation in Hongkong bekomme ich nun auch Praktikumsplätze in anderen Ländern, mit denen ich mir meinen theoretischen Alltag mit etwas Praxis versüßen kann. In zwei Monaten geht es nach Toronto.

Ich kann jedem empfehlen, dass er genau das machen sollte, was er möchte, und nicht, was andere von einem erwarten. Sonst wäre ich nun sicher Friseuse.

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